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Taugt KI-gestütztes Grafikdesign etwas? Ein Selbstversuch mit Scribus

 

 

Der Einsatz von KI ist insbesondere im Bereich Content-Entwicklung und Entstehung in aller Munde. Es scheint so, als würden ganze Heerscharen von Schülern und Studenten ihre Hausarbeiten und andere Projekte nur noch mit KI-Unterstützung erstellen. Ob dem so ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Sicher ist: Die Potenziale von KI werden weithin überbewertet. Studien zeigen, dass die kognitiven Fähigkeiten leiden (Gerlich 2025). Auch gibt es ernstzunehmende Zweifel an den Produktivitätsgewinnen (Goa und Feng 2023).

Skeptiker erkennen lediglich Gewinne von 1 bis 2 Prozent, die dann dadurch „aufgefressen“ werden, dass die Ergebnisse hinsichtlich der Korrektheit und der Sinnhaftigkeit geprüft werden müssen. Das Produktivitätsparadoxon liefert weitere Argumente, die für eine kritische Beurteilung der Effekte sprechen (Burnham 2025, Brynjolfsson 1993). Natürlich existieren auch gegenteilige Studien, doch lohnt immer auch ein zweiter Blick, welche Intention hinter einer Publikation stecken könnte. Ungeachtet aller Argumente für und gegen den KI-Einsatz mangelt es insbesondere an der empirischen Evidenz potenzieller Effekte.

Gleichwohl ist die Hoffnung auf die Arbeitserleichterung ungebrochen – gerade auch in Kreativberufen. Scribus wird in der Regel von Nicht-Grafikern eingesetzt, oft temporär, um ein konkretes Projekt umzusetzen. Gerade diese Zielgruppe tut sich oft schwer, eine zündende Idee für ein spezifisches Projekt zu entwickeln. Nehmen wir an, du bist Teil der Bürgerinitiative, die das nächste Stadtteilfest plant. Und weil alle wissen, dass du gut mit dem Computer umgehen kannst, wirst du mit dem Plakatentwurf beauftragt. Doch wie geht man dabei am besten vor? Was muss, was soll auf das Plakat? Und überhaupt: Wie erzielt man die gewünschte Aufmerksamkeit? Fragen über Fragen, mit denen sich Nicht-Grafiker häufig schwertun. Soviel vorab: Grundsätzlich kann dir die KI bei folgenden Aufgaben helfen:

- Bestimmung der relevanten Inhalte

- Gestaltungsentwürfe und Designvarianten

- Format- und Layoutoptionen

- Entwurf grafischer Elemente

- Entwurf von Textelementen

 

Generative KI kann in diesem Kontext tatsächlich Hinweise liefern, was auf ein solches Plakat gehört und wie ein erster Entwurf aussehen könnte. Du könntest beispielsweise ChatGPT um Rat fragen, was tendenziell auf ein Plakat gehört. Ich habe das mal für dich getan. Hier das Ergebnis:

 

  Okay, das ist jetzt nicht weltbewegend, aber ein Anfang.


Je konkreter deine Vorgaben, umso besser das Ergebnis. Wenn du etwa folgende Vorgaben verwendet, entsteht ein Basiskonzept:

Generiere ein Plakat für das Sommerfest im Nauwieser Viertel – ein Fest für die ganze Familie. Datum: 31. August 2025, Ort: Max-Ophüls-Platz. Euch erwarten Live-Musik auf 2 Bühnen, Street Food & Getränkestände, Kinderprogramm & Hüpfburg, Flohmarkt & lokale Handwerkskunst, Infostände & Vereine aus dem Kiez. Eintritt frei. Kontakt: info@kiezfest.de. (Veranstalter: Nachbarschaftsinitiative Nauwieser)

Tatsächlich generieriert ChatGPT ein PDF-Dokument mit den genannten Informationen – mehr allerdings nicht. Kaum weiter kommst du, wenn du das ChatGPT-Modul Sora verwendest und damit ein Bild generieren lässt. Alternativ kannst du es mit Midjourney, DALL·E, Firefly und Stable Diffusion versuchen. Mit einfachen Textbeschreibungen (Prompts) lassen sich Stimmungen, Stile, Bildkompositionen oder sogar fiktive Szenen generieren. Dabei solltest du iterativ vorgehen. Passe Prompts an und entwickle Varianten, bis du ein Bild erhältst, das als Basis für echte Designarbeit taugt. Adobe Firefly generiert vier Entwürfe. Das Ergebnis wird erst dann halbwegs brauchbar, wenn man ein eigenes Referenzbild hochlädt. Allerdings bewegst du dich bei dem Bildmaterial in einer Grauzone, weil die Frage des Urheberrechts nach wie vor nicht geregelt ist.

 

  Der Entwurf von Adobe Firefly ist nicht wirklich überzeugend.
Bei Verwendung eines Referenzbildes wird der Entwurf besser – aber nicht wesentlich.
Ein Bild des Max-Ophüls-Platzes. Ort des Nachbarschaftsfests, soll auf das Plakat.


Der Entwurf von Adobe Firefly ist nicht wirklich überzeugend.

Alles in allem war der erste Test mit KI bei der Umsetzung eines Plakatentwurfs nicht überzeugend. Deutlich besser wird es, wenn man einfach loslegt und schaut, wohin die Reise geht.

Nachdem die KI-Unterstützung hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, versuche ich es auf die herkömmliche Art. Nach wenigen Minuten steht ein erster Entwurf, der als Grundlage für die nächste Sitzung der Initiative ausreichend erscheint.

 

  Eine der Lehren dieses ersten Versuchs, mit KI-Unterstützung kreativ zu arbeiten: Im Zweifel ist menschliche Kreativität der künstlichen überlegen.


 

Quellen

Burnham, K. (2025). The ‘productivity paradox’ of AI adoption in manufacturing firms. In MIT Management Sloan. Online: https://mitsloan.mit.edu/ideas-made-to-matter/productivity-paradox-ai-adoption-manufacturing-firms.

Brynjolfsson, E. (1993). The productivity paradox of information technology. Communications of the ACM, 36(12), 66-77.

Gao, X., & Feng, H. (2023). AI-driven productivity gains: Artificial intelligence and firm productivity. Sustainability, 15(11), 8934.

Gerlich, M. (2025). AI tools in society: Impacts on cognitive offloading and the future of critical thinking. Societies, 15(1), 6.



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