
Towelday – der Tag, an dem Handtücher zu Helden werden
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Jedes Jahr, am 25. Mai, passiert etwas Seltsames auf unserem blauen Planeten. Menschen auf der ganzen Welt – vom gestressten Großstadtpendler in New York über den konservativen Banker in London bis zum Alt-Hippie in der Freiburger Kommune – laufen mit Handtüchern herum. Um den Hals geschlungen wie ein Superheldenumhang, lässig über die Schulter geworfen oder als schickes Stirnband drapiert. Was aussieht wie ein spontaner Spa-Flashmob oder die Überbleibsel einer gescheiterten Waschmittelreklame, ist in Wahrheit der Towelday – eine intergalaktische Hommage an den britischen Autor Douglas Adams und sein Meisterwerk „Per Anhalter durch die Galaxis“
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Ihr Handtuch für den Towelday – so „ziemlich das Nützlichste“, was Fans von „Per Anhalter durch die Galaxis“ brauchen. |
Aber warum – fragt sich der ungläubige Normalo – um alles in der Milchstraße sollte man einem Science-Fiction-Satiriker ausgerechnet mit einem Handtuch gedenken?
Im dritten Kapitel von Adams Klassiker erfahren Sie alles Wichtige: „Ein Handtuch ist so ziemlich das Nützlichste, was ein interstellarer Anhalter haben kann. Zum Teil hat es einen großen praktischen Wert“.
Und weiter: „Sie können Ihr Handtuch in Notfällen als Notsignal schwenken und sich natürlich damit abtrocknen, wenn es noch sauber genug zu sein scheint. Noch wichtiger ist, dass ein Handtuch einen immensen psychologischen Wert hat“.
Man kann mit Fug und Recht von der wohl bedeutendsten Produktplatzierung der Literaturgeschichte sprechen. In Douglas Adams galaktischer Odyssee wird das Handtuch zum heiligen Artefakt, zum ultimativen Multitool für Reisende durch Raum und Zeit. Es trocknet nicht nur, nein! Es schützt vor den Gasen des Plapperschnack-Nebels, dient als provisorischer Segelersatz auf dem Sandmeer von Traal, und wer man es clever faltet, kann es sogar als Keule gegen aggressive Lebensformen eingesetzt werden.
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Douglas Adams fotografiert in den frühen 90er Jahren. |
Ganz zu schweigen vom psychologischen Effekt: Wenn jemand durch die Galaxis reist und dabei immer weiß, wo sein Handtuch ist – dann geht man automatisch davon aus, dass diese Person ihr Leben komplett im Griff hat.
So huldigt man Douglas Adams
Für Fans stellt sich mithin die Frage, wie man den Towelday gebührend begeht. Soviel vorweg: Es existiert keine intergalaktische Liturgie. Vielmehr ist jeder frei in seiner Ausdrucksform. Hier ein paar Inspirationen:
- Trage das Handtuch. Immer und überall. In der Bahn. Im Büro. Beim Zahnarzt. Wer kein Handtuch trägt, ist entweder unwissend oder vom Vogonen-Gedankenkontrollstrahl getroffen worden.
- Zitate heraushauen: „Don’t Panic“ gehört zur Pflicht. Aber auch „42“ kommt immer gut als Antwort auf alle Lebensfragen an – selbst wenn man nur gefragt wird, ob man Brot oder Milch mitgebracht hat.
- Trinke Tee: Wie jeder weiß, ist Tee das Lebenselixier des Universums (Es sei denn, man ist auf einem Raumschiff der Beteigeuzianer – die bevorzugen Joghurt.).
- Lies den Reiseführer. Nein, natürlich nicht den Mallorca-Reiseführer, sondern den „Reiseführer durch die Galaxis“. Den können Sie im Original lesen oder als Hörbuch genießen. Manche haben vermutlich auch noch eine frühe Auflage, die aussieht, als hätte sie schon drei Sandstürme auf Tatooine überstanden.
- Schicke Grüße an Douglas: Nein, Sie benötigen keine Satellitenschüssel mit mehreren Metern Durchmessern, um einen Gruß ins Jenseits zu schicken. Ein Toast, ein Lächeln in den Sternenhimmel oder ein lautes „Danke, Douglas!“ tun’s auch.
Warum der Towelday mehr als nur ein Nerd-Fest ist
Der Towelday ist eine Liebeserklärung – nicht nur an Science Fiction und (schwarzen) Humor –, sondern an all die kreative Kraft des Absurden. An die Fähigkeit, das Leben nicht zu ernst zu nehmen, selbst wenn man versehentlich von einem hyperdimensionalen Weltraumwurm verdaut wird. Es ist ein Tag für alle, die wissen, dass die Welt verrückt ist – und die trotzdem (oder gerade deswegen) mit einem Lächeln und einem Handtuch durch diese Galaxis ziehen.
Der Towelday ist eine Lebenshaltung: Nimm das Universum nicht zu ernst – das tut es ja schließlich auch nicht.
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Das Handtuch gibt moralische Unterstützung – gerade in schwierigen Situationen. Hier: Humanoid Marvin, Zaphod Beeblebrox, Ford Prefect und Arthur Dent stecken in der Klemme. |
Douglas Adams hat es verstanden, unsere Welt durch das Prisma einer absurden Galaxis zu betrachten. Er hat über Bürokratie (die Vogonen), über Religion (das große Spaghettimonster war nur eine Vorstufe), über Technik und die Frage nach dem Sinn des Lebens geschrieben – und all das in einem Stil, der gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken anregt.
Sind Sie bereit für die Abenteuer, unweigerlich kommende Unwahrscheinlichkeitswellen, für Raketenwurst und digitale Fische im Ohr? Wenn nicht – keine Sorge. Es gibt noch immer jemanden, der ein Handtuch dabei hat. Und wahre Anhalter teilen! In diesem Sinne: Don’t Panic.
Jeder braucht ein Handtuch
Aber wissen Sie, wo Ihr Handtuch liegt? Nein, dann bestellen Sie Ihr standesgemäßes Handtuch. Es ist nur einen Mausklick entfernt!
Keine Frage: Der Towelday ist schrullig. Er ist weder staatlich anerkannt, noch gibt es offizielle Grußkarten. Es gibt auch keine Rabattaktionen der Textilindustrie. Und genau das macht ihn so wunderbar.
Der Towelday ist ein Feiertag für Denker, Träumer und intergalaktische Nerds. In diesem Sinne: Happy Towelday!
Bildnachweis: Holger Reibold (oben), Marc Hill/Alamy Stock Foto (mitte), Pictorial Press Ltd./Alamy Stock Foto (unten).